Der Teufel steckt im Detail

Das getrocknete und speziell ausgesuchte Tonkinrohr mit einem mittleren Durchmesser von ca. 6 cm und einer Länge von 3,8 m wird entsprechend der Rutenlänge gekürzt, in ca. 1 cm breite Streifen gespalten (gespleißt) und die Ansätze der Blätter (Knoten) werden bearbeitet.
Tonkin lässt sich unter Einwirkung von Wärme verformen. Um einen Spleiß zu hobeln, sollten alle Kraftfasern eine Richtung haben. Ich richte die Spleiße mit der Heißluftpistole. 12 Stück für eine zweiteilige Rute. Erst danach kann vorgehobelt werden. Nach dem Vorhobeln sind alle Spleiße parallel und die Knoten sind innerhalb der Spleiße so verschoben, das niemals zwei oder mehrere an einer Stelle sind.

Das Maß der Verjüngung der konischen Dreiecke ist der Taper. Er bestimmt die Schnurklasse und die Aktion.
Auf der Hobellehre aus Metall sind alle fünf Zoll Einstellmöglichkeiten, um den gewünschten Taper fertigen zu können. Die Einstellung erfolgt mit einer Messuhr nach einem Taperplan. Der Rutenbauer weiß vor allen Arbeitsschritten welche Rute er bauen will.

Die gerichteten Spleiße werden auf der Hobellehre zu konischen 60°- Dreiecken gehobelt. Hier kann die Kantenlänge der Dreiecke im Spitzenteil der Rute unter 1mm betragen. Feine Hobel, die Spandicken der Hobelspäne von einigen Hundertstel Millimetern ermöglichen, sind nötig um die gewünschte Präzision zu erreichen.

Die Dreiecksstreifen werden mit Zweikomponentenkleber verleimt. Um eine perfekte fugenfreie Verklebung zu erzielen, werden die Spleiße nach dem Einstreichen mit Leim mit einem Faden umwickelt, der natürlich nach dem Aushärten wieder entfernt werden muss. Faden und Kleberreste werden vorsichtig abgeschliffen.

Die Lackierung der Rute erfolgt aus mehreren Schichten Lack, der meist im Tauchverfahren aufgebracht werden. Die Beschläge der Rollenhalter und die Hülsen sind aus Nickelsilber. Ich muss wirklich einen „Guten Tag“ haben, damit ein Hülsenpaar perfekt gelingt. Die Hülsen müssen ein Rutenleben lang funktionieren.

Griff und Rollenhalter sind meine Lieblingsobjekte. 30 Korkscheiben werden zusammengeleimt und auf der Drehmaschine so lange bearbeitet, bis der Griff der Hand schmeichelt.
Der Rollenhalter ist die Visitenkarte des Rutenbauers. Hier kann man viel Liebe einbringen oder einfach nur Funktionalität. Das ausgesuchte Holz und die Beschläge des Rollenhalters geben dem Rutenbauer die Möglichkeit kreativ und künstlerisch tätig zu werden.

Ringe und Ringwicklungen sind Ausdruck von Vielfalt.
Echte englische- oder Gudebrodseide, stilvoll unauffällig oder farbig glanzvoll, hier bin ich noch auf der Suche nach dem „Ich“
Auch beim Futteral zeigt sich die Leidenschaft zum Rutenbau.

Tonkin

Tonkin

Tonkin

Tonkinstreifen

Spitze und Streichholz

Hobel

Tonkin

Griff

Rollenhalter

Ringwicklung

Futteral

 
© Lutz Koch - Rutenbauer aus Leidenschaft - Mühlberg 8 - 99707 Kyffhäuserland / Ortsteil Steinthaleben